Carmina Burana
Kurze Historie der berühmtesten und umfangreichsten Vagantenliedsammlung
Es sind die einfachen Dinge des Alltags, die die Vagantendichtung zum Thema hatte: Essen und Trinken, Spiele und Feste, Lust und Liebe, Sinnenfreuden und Lebensgenuss. Häufig spottet sie sozialkritisch über die Obrigkeit und die Kirche, und so sehr sie in den Themen volksnah ist, so sehr zeigt sie durch die meist in Latein verfassten Verse, die komplexe Metrik und die Zitate aus Antike, Bibel und Heiligenlegenden die Gelehrsamkeit ihrer Autoren – wohl Mönche, Studenten und Kleriker.
Eine der größten und bedeutendsten Handschriften dieser Gattung wurde um 1200 herum verfasst, geriet in völlige Vergessenheit und wurde 1803 in der Klosterbibliothek Benediktbeuern wieder aufgefunden – die „Beurer Lieder“, oder lateinisch: „Carmina Burana“, waren wieder zugänglich.
Neben der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit schafften es einige Stücke in Liederbücher, vor allem die lateinischen Trinklieder erfreuten sich einer gewissen Beliebtheit in Studentenkreisen. Die heutige Bekanntheit über wissenschaftlich-intellektuelle Kreise hinaus verdanken die Carmina Burana zweifellos Carl Orffs Vertonung von 1935, die Kirchentonarten und Bordunen aufgriff, um mittelalterlich wirken zu können, aber dabei doch stets ein neoromantisches Werk ihrer Zeit blieb.
In der Folge versuchten sich bis heute verschiedene Musiker und Ensembles an einzelnen Stücken oder auch größeren Werkteilen, ob an Orff orientiert oder an den originalen in Neumen notierten Melodien. „Cantus Buranus“ ist die bei weitem umfänglichste dieser Neubearbeitungen und orientiert sich an der originalgetreuen, hochkomplexen Metrik; auch wurden für die Komposition Kreuzvergleiche zu anderen Liederhandschriften der Zeit vorgenommen.